Studiengebühren und soziale Gerechtigkeit

Ich kann diesen Schwachsinn nicht mehr hören! Jetzt also auch das Oberhaupt der katholischen Kirche in Österreich – eigentlich erwartbar: wo ein Irrweg weit verbreitet ist, da ist die katholische Amtskirche meist nicht weit: „Die Abschaffung der Studiengebühren war im Grunde ein populistischer Schritt, der mit der Verantwortung der Regierenden schwer vereinbar war.“, sagt Schönborn und dann, dass er dafür sei Bildung möglichst breiten Schichten zu erschließen und dass dafür Stipendien und Bildungskredite gute Modelle wären.

Immer wieder, als die Studiengebühren eingeführt wurden, immer wieder, als sie gerechtfertigt wurden und immer wieder, seit sie teilweise abgeschafft wurden, müssen wir uns anhören, dass Studiengebühren sozial gerecht wären. Die ÖVP, der soziale Gerechtigkeit aber sowas von am Arsch vorbei geht, geriert sich als Kämpferin für sozialen Ausgleich. Für die Menschen, die sich ein Studium nicht leisten könnten gebe es ja ein Stipendiensystem. Es sei nur gerecht, wenn wohlhabende Eltern einen Beitrag zum Studium ihrer Kinder leisten würden. Es sei nur gerecht, wenn Studierende, dafür bezahlen, dass sie nach ihrer Ausbildung besser verdienen. Es sei ungerecht, dass Menschen, die nicht studieren einen überdimensionalen Finanzierungsbeitrag zum Bildungssystem leisten.

Für was, verdammt, haben wir ein Steuersystem? Ja, wenn es so ist, dass ein/e AkademikerIn gut verdient, dann soll sie/er von diesem Verdienst einen gerechten Teil abliefern, u.a. um das Bildungssystem zu finanzieren, von dem sie/er profitiert hat. Wenn wohlhabende Eltern bisher keinen Beitrag zum Bildungssystem liefern, der der ÖVP gerecht genug ist, dann sollen sie doch über die Besteuerung hoher Gehälter und hoher Vermögen ihren Beitrag leisten. Welcome! Das brauchts eh! Das ist bitter notwendig! Dem Bildungssystem fehlts an allen Ecken und Enden an finanziellen Ressourcen. Und ja es ist so, dass jene, die die Hauptlasten der Finanzierung staatlicher Aufgaben zu tragen haben, nicht jene sind, die besonders gut verdienen und vermögend sind. Auch das lässt sich ändern: Her mit adäquaten Steuern auf hohe Vermögen! Her mit einer angemessenen  Besteuerung hoher Einkommen!

Dieses Herumeiern an der Stelle wo nicht klar ist wieviel ein/e StudentIn nach ihrem/seinem Studium verdient, wo nicht klar ist ob die wohlhabenden Eltern tatsächlich einen Beitrag leisten, der das Studieren ermöglicht, wo nicht klar ist ob das Studium inklusive Nebenjob in der für ein Stipendium vorausgesetzten Zeit absolvierbar ist, das ist nicht sozial gerecht. Das ist die Fortsetzung eines perfiden Leistungsfetischismus, der in Wirklichkeit nur eines tut: Soziale Selektion fördern!

Ja, es muss viel getan werden, damit Barrieren im Bildungs- und Hochschulsystem beseitigt werden. Damit nicht weiterhin Bildungsarmut vererbt wird, sondern damit ein breiter Bildungsreichtum entsteht. Studiengebühren sind jedenfalls kein Mittel auf diesem Weg, das Eintreten für Studiengebühren ist höchstens ein Brechmittel!

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