Heute um 10:30 gehen sie vom Balken. Die Frauen, die um den Titel der „Weltmeisterin im Skisprunglauf“ auf der Normalschanze kämpfen. Nichts besonderes? Mehr vom langweiligen Winterleistungssport? Mitnichten – Eine Premiere! Dieser Titel wird heute zum ersten Mal vergeben. Dabei finden Skisprungweltmeisterschaften seit 1924 statt. Frauen blieben vom weltmeisterlichen Skispringen aber bis jetzt ausgeschlossen, obwohl es (gegen teils heftige Widerstände) seit 1998 regelmäßige Frauenwettbewerbe, seit 2004 einen Continentalcup gab.
Noch vor ein paar Jahren hat Gian-Franco Kasper, seines Zeichens Präsident der FIS, gegen Frauenskispringen völlig jenseitiges ins Treffen geführt: Es stünde zu befürchten, es würde Skispringerinnen „bei der Landung die Gebärmutter zerreißen“ . Eine sexistische Aussage und ein sexistisches Agieren, dass sich einfügt in eine lange Geschichte männlicher Verachtung und Minderbewertung von Frauenspitzensport.
Skisprung und mit ihm die Nordische Kombination aus Skisprung und Langlauf sind die einzigen Disziplinen bei olympischen Winterspielen, bei denen Frauen immer noch nicht antreten dürfen. Wahrscheinlich auch 2010 nicht – das olympische Komitee (IOC) verweigert das bis jetzt. Während Männer bei der Weltmeisterschaft auch einen Teamwettbewerb und das Springen auf der Großschanze absolvieren, bleibt das Frauen verwehrt. Ganz abgesehen von einem fehlenden Weltcup für Frauen. Eine tragende Rolle spielen in dieser Sache auch die Medien, die mit Desinteresse an Frauenspitzensport zu dessen Nichtförderung beitragen.
Es ist also nur ein weiterer Schritt, wenn die Frauen morgen auf die weltmeisterliche Weitenjagd gehen „dürfen“, aber es ist ein wesentlicher Schritt.